Dieser Alaska-Trip entstand eigentlich zufällig. Im Herbst 2009 fragte mich Rolf, ob ich Lust auf einen gemeinsamen Alaska-Urlaub hätte. Nach kurzer Überlegung fiel mir die Antwort aber relativ leicht und nach einer langen Planungsphase starte ich am Abend des 15.8.2010 von Wien nach Frankfurt, von wo wir gemeinsam am Tag darauf unser Abenteuer beginnen.
Hier seht Ihr die Strecke meiner Reise:
Mo. 16.08.2010 - 1. Tag: Anreise + Chicago
Über billigfluege.de haben wir einen günstigen Flug (800,- Euro) nach Anchorage gefunden. Um 8.40 starten wir mit Air India von Frankfurt nach Chicago. Meine Erwartungen bei Air India waren eher gering, aber ich wurde positiv überrascht - Platzangebot, Service, Entertainment und Verpflegung waren absolut in Ordnung. Als wir nach 9 Stunden Flug um 10.50 Ortszeit (7 Std. Zeitunterschied) in Chicago landen, kommt noch eine kleine Schrecksekunde auf uns zu - nämlich - als der Pilot im letzten Moment des Landeanfluges wieder hochzieht und nochmals kräftig durchstartet, aber beim 2. Versuch setzt er den großen Vogel sanft auf. Bei der Einreisekontrolle das nächste mulmige Gefühl, der Einreisebeamte meint nach der Kontrolle dass ich hinten warten soll, ein Officer holt mich dann... Mit Diesem und ein paar weiteren Einreisenden geht's dann ab ins Hinterzimmer, wieder warten bis dann der nächste Beamte erneut ein paar Fragen stellt, ehe er mir eine angenehme Weiterreise wünscht...
Da wir bis zum Anschlussflug nach Anchorage noch einige Stunden Zeit haben, fahren wir um 2,25 $ mit der Metro ins Zentrum von Chicago. Durch das lange Einreiseprozedere bleibt allerdings nicht viel mehr Zeit als ein Muss-Einkaufsbesuch im Hard Rock Cafe und ein gemütliches Subway Sandwich ehe wir wieder mit der Metro die rund 45 Minuten dauernde Rückfahrt zum Flughafen antreten.
Um 18.00 starten wir mit Alaska Airlines nach Anchorage, wo wir nach 7 Stunden Flugzeit gegen 22 Ortszeit (3 Std. Zeitunterschied) landen. So positiv überrascht ich von Air India war, so enttäuschend war Alaska Airlines (wenig Platz im Flieger, dürftiges Essen nur gegen Bezahlung, kein Unterhaltungsprogramm). Nachdem wir unser Auto übernommen haben (reserviert haben wir um knapp 900,- Euro bei Hertz einen SUV der Kategorie Chevy Trailblazer, es ist aber nur ein Ford Flex AWD verfügbar welcher in die gleiche SUV Klasse fällt...). Bereits vor Monaten habe ich online im European Bed & Breakfast in Anchorage ein Zimmer mit dem Vermerk der späten Anreise reserviert. Als wir dort nun nach diesem mittlerweile über 28 Stunden dauernden Tag knapp vor Mitternacht hundemüde ankommen, der nächste Schockmoment, ein Fehler in Ihrer Reservierung, wir wurden gestern erwartet und es ist alles ausgebucht, super. Nachdem sie sich rund hundertmal entschuldigt hat meint sie es gibt noch eine Cabin im Garten ohne Wasser, welche sie uns zum Sonderpreis geben kann, und da wir einfach nur ins Bett wollen ist dies auch ok und wir fallen hundemüde um.
PKW Strecke: 2 Meilen (3 km)Di. 17.08.2010 - 2. Tag: Anchorage
Als wir am Morgen am Weg von unserer Hütte ins Haus einen riesigen Haufen Sch... im Garten erblicken, erzählt uns Irene (eine gebürtige Holländerin), dass da wohl wieder ein Elch in der Nacht durch den Garten spaziert sei, das kommt des Öfteren vor.... Nach einem ordentlichen Frühstück (europäisch - amerikanisch) steht erst mal Ausrüstung einkaufen am Programm. Wettertechnisch hat sich über Nacht leider nichts geändert - es regnet - angeblich hatten sie heuer den bisher regenreichsten Sommer seit Ewigkeiten, aber somit könne es nur besser werden... Bei Fred Meyer werden mal Lebensmittel & Kochutensilien gekauft ehe wir bei REI noch weiteres Campingzeug kaufen, billig ist was anderes, gut dass ich das meiste Zeug mitgebracht habe, Bärenpfefferspray kostet hier 54,- $, für meine kleine Dose habe ich zuhause beim Outdoorstore in Wien 5,- Euro bezahlt...
Als nächstes steht ein Besuch beim Alaska Native Heritage Center am Programm, im Veranstaltungssaal findet gerade eine Tanzvorführung statt. Wir erkunden im strömenden Regen den großen Aussenbereich des Museums und lassen uns über des ehemalige Leben der Ureinwohner aufklären ehe wir am Nachmittag Richtung Norden aufbrechen.
Die eigentlich schöne Strecke entlang des Parks Highway lässt nicht mal erahnen, dass in den Wolken die atemberaubenden Gipfel der Alaska Range versteckt sind. Im Denali State Park machen wir einen kurzen Stop bei einem der schönsten Viewpoints zum Mt. McKinley, dieser lässt sich aber nicht erblicken, der Ausblick bei der Hurricane Gulch ist nicht viel besser. Als wir gegen Abend beim Denali National Park ankommen regnet es wiedermal in Strömen und wir haben eigentlich keine Lust das Zelt aufzubauen, vor allem da wir morgen für die lange Reise zum Wonder Lake Campground alles in unsere Rucksäcke verstauen müssen. Also fahren wir eine Meile weiter ins Touristische Zentrum des Denali National Park. Hier nehmen wir uns um 142,- $ (mit AAA Rabatt) ein erstklassiges, großes Zimmer im Rainbow RV & Motel.
PKW Strecke: 273 Meilen (440 km)Mi. 18.08.2010 - 3. Tag: Denali National Park
Heute geht es ab in die Wildnis, leider hat sich das Wetter noch immer nicht gebessert, abwechselnd Nieselregen, Regen, Starkregen. Vor Monaten habe ich bereits den Camper Bus zum Wonder Lake Campground und einen der 28 heiß begehrten Zeltplätze für 2 Nächte gebucht (118,50 $ für National Park, Bus, Campingplatz). (> Reisetipp) Da es im National Park keinerlei Versorgung gibt, müssen wir alles was wir die nächsten 3 Tage benötigen in unsere Rucksäcke packen, und so stehen wir um 8 Uhr mit schwerem Marschgepäck an der Bushaltestelle beim Murie Science & Learning Center. Da bereits "Nachsaison" ist, ist der Bus nicht mal halb voll, so hat jeder mehr als eine Bank für sich allein. Nachdem wir unser Gepäck verstaut haben, gibt uns Gloria, unsere Busfahrerin und gleichermaßen ein wenig Tourguide, einen Crashcurs über die Wildnis und worauf wir hier im Bear Country achten müssen, dann geht's los.
Die ersten 15 Meilen der Park Road sind asphaltiert und dürfen von jedem befahren werden, aber am Savage River ist Endstation für PKW's, hier beginnt die Gravel Road und bald danach taucht das erste Caribou auf, als wir die ersten Grizzly's in der Ferne erspähen ist die Freude groß. Der Bus ist auch eine Art Safari Tour, wenn man ein Wildtier erspäht, wird sofort für eine ausgedehnte Fotosession gestoppt. Als am East Fork River plötzlich Mama Bär mit 2 Jungen direkt neben dem Bus entlang marschiert, entschädigt dies für das schlechte Wetter und die nicht vorhande Aussicht. Die unendliche Weite ist aber trotz der niedrig hängenden Wolken überwältigend.
Da man aber nicht annähernd den Ansatz der hohen Gipfel der Alaska Range erkennt, könnte man glauben, dass sie gar nicht existiert. Vom Stony Hill Lookout wie auch vom Eielson Visitor Center hat man an klaren Tagen einen herrlichen Blick auf den Mount McKinley und die Alaska Range, aber wie so oft nicht heute. Laut Statistik ist der höchste Berg Nordamerikas (6.194 m) im August gerade mal an 3 Tagen ganz zu sehen, im Juni & Juli noch weniger, nur im September sind die Chancen am höchsten, aber wir hoffen auf morgen und übermorgen.
Unmittelbar nach dem Eielson Visitor Center wird der Regen wieder stärker und wir fürchten im strömenden Regen unsere Zelte aufbauen zu müssen. Doch als wir nach knapp 150 km gegen 14 Uhr beim Wonder Lake Campground ankommen reißt es endlich ein wenig auf, der Regen hört auf und wir können in Ruhe unsere Zelte aufbauen. Der Zeltplatz liegt nicht wie wir angenommen haben Richtung Wonder Lake, sondern an einem leichten Hang Richtung Süden mit Blick auf den McKinley - wenn er nicht in Wolken gehüllt wäre.
Nachdem wir unsere Lebensmittel für die nächsten 2 Tage, Kocher und Geschirr plus alles was für Bären geruchstechnisch interessant riecht (wie z.B. Zahnpasta) im bärensicheren Foodcontainer beim Essensplatz verstaut haben, erkunden wir erst einmal die unmittelbare Umgebung des Wonder Lake, ehe wir uns auf den knapp 2,5 Meilen langen McKinley Bar Trail begeben. Ein landschaftlich wunderschöner und leichter Pfad durch die unberührte Natur der zum McKinley River führt. Im letzten Stück das nur mehr im Wald führt wird einem allerdings doch leicht mulmig, da jederzeit ein Bär auftauchen könnte und man ihn hier nicht sieht ehe er vor einem steht...
Jeden Abend um 19.30 findet am Campground ein Ranger Vortrag über verschiedenste Themen statt. Heute geht's um die Mosquitos, welche hier im Juni und Juli eine massive Plage sind, aber als erstes gibt es noch einen Crashkurs über die Wildnis und wie man sich verhält wenn man z.B. auf Bären oder Elche trifft. Ranger O-Ton: Um nicht im Wald von einem Bären überrascht zu werden, bzw. einen Bären zu überraschen sollte man sich am besten immer laut unterhalten oder singen. Wenn man einem Bären begegnet - stehenbleiben, ihn ruhig ansprechen, nicht weglaufen, auch nicht wenn er auf einen zuläuft, meist handelt es sich um einen Scheinangriff, Pfefferspray anwenden wenn er sich aggressiv nähert (Achtung auf die Windrichtung...), bei einem Schwarzbärangriff gleich kämpfen, bei einem Grizzly zuerst totstellen, zusammenkauern, am besten mit dem Rucksack am Rücken und erst wenn er anfängt einem zu essen, dann mit allen Mitteln kämpfen. Bei einem Elchangriff ist weglaufen und hinter einem Baum verstecken angesagt. Das Wichtigste ist, die Tiere nicht in ihrem benötigten Platz einzuschränken bzw. nicht zwischen Mutttertier und Junge zu kommen. Als kulinarische Herausforderung kann man die Trekking-Trocken-Nahrung bezeichnen, welche nur mehr mit Wasser aufgegossen wird und unsere Nahrung für heute und morgen darstellt, aber wenn man auf jedes Gramm Gewicht und Platz im Rucksack achten muss kann man nicht wählerisch sein...
Do. 19.08.2010 - 4. Tag: Denali National Park
Die erste Nacht im Zelt ist vorbei, "Härtetest" standgehalten. Temperatur ca. 3° C, trotz Regen in der Nacht blieb das Zelt trocken. Matte und Schlafsack waren bequem und mit Jogginghose, Socken und Pullover im Schlafsack war es ausreichend warm. Um vom Wonder Lake zu einer sinnvollen Uhrzeit wegzukommen, muss man zeitig aufstehen. 2 Busse übernachten beim Campground wovon einer um 6.30 und einer um 8 Uhr losfährt. Der um 6.30 fährt direkt Richtung Parkausgang, der um 8 zuerst nach Kantishna und dann zurück Richtung Parkausgang (wer den um 8 Uhr verpasst kann also im Notfall die rund eine Meile lange Stichstrasse vom Campground zur Parkroad gehen und dort auf die Rückkehr das Busses von Kantishna warten und bei der Kreuzung zusteigen (ca. 9.15 Uhr). Die Ranger Volunteerin hat uns gestern als Wandertipp für schlechteres Wetter einen Hike beim Skyline Drive in Kantishna empfohlen. Nach einem kurzen Frühstück in der Kälte und einem mäßig brauchbaren Instant-Kaffee mit grässlichem Milchpulver nehmen wir den 8 Uhr Bus nach Kantishna.
Doch Paul, unser Busfahrer, meint "This could be a Mountain Day!" und als wir Richtung Kantishna kommen, reißen tatsächlich die Wolken bereits ein wenig auf und man kann die Ansätze der Alaska Range erkennen. Also disponieren wir um und fahren mit dem Bus weiter retour zum Eileson Visitor Center um dort ein wenig zu wandern. Und gut war es, bereits am Rückweg von Kantishna, am Nordende des Wonder Lake legt der Bus eine kleine Pause ein und wir erkennen mitten im Himmel in einem Wolkenloch einen Teil des "Großen", des Denali wie der Mt. McKinley mittlerweile in Alaska wieder genannt wird. Beeindruckend, aber es wird immer besser. Nachdem wir noch einen Biber beobachten konnten geht die Fahrt weiter. Beim Reflection Pond hat sich der Berg leider wieder in Wolken gehüllt, von hier hat man bei Schönwetter so ziemlich den besten Aussichtspunkt auf den Mt. McKinley da er sich in dem kleinen spiegelglatten Pond in seiner vollen Größe spiegelt. Als der Berg sich etwas weiter wieder in vollem Umfang zeigt ist die Freude groß, und natürlich gibt es dafür einen ausgedehnten Fotostopp. Am weiteren Weg entdecke ich unseren ersten Elch, ein lauter Schrei "Moose" und der Bus stoppt für das nächste Fotoshooting. Von dem Fotostopp aus hat man auch einen guten Blick auf den mit Moos und Geröll überwachsenen Muldrow Glacier. Als wir am Eielson Visitor Center ankommen ist die Aussicht im Vergleich zu gestern unglaublich. Einfach traumhaft liegt das Tal mit dem riesigen Mt. McKinley vor uns.
Vom Visitor Center führt der Eielson Alpine Hiking Trail rund 300 Höhenmeter mittel-steil auf den Berg, knapp eine Stunde benötigen wir für den Aufstieg. Am halben Weg bereits hat sich der Mt. McKinley wieder hinter eine dichte Wolkendecke verabschiedet, das Panorama von oben ist trotzdem atemberaubend. Wir erkunden oben ein wenig das Plateau und genießen die herrliche Landschaft und den Rundum-Ausblick auf 3 Täler. Hier oben wimmelt es auch nur so von Erdhörnchen.
Wieder unten beim Visitor Center angekommen, gehen wir noch die beiden kurzen unteren Trails, von wo sich einem ebenfalls schöne Ausblicke bieten.
Am Rückweg zum Wonder Lake sehen wir noch 2 weitere Elche und es läuft ein Stachelschwein vor uns über die Straße - leider zu schnell für die Kamera...Wieder beim Campground angekommen ist Naschen angesagt. Bei der Unzahl an köstlichen Heidelbeeren kann man gar nicht genug bekommen... Von unserem Zeltplatz aus erkunde ich ein wenig querfeldein die Umgebung bis ich bei einem wunderhübschen kleinen Pond ankomme, wo gerade ein herrlicher Regenbogen leuchtet und ein paar Wildenten schwimmen. Da es nun leicht zu regnen beginnt und die Gegend mittlerweile sehr sumpfig ist, geht's zum Zelt retour um noch ein wenig zu relaxen und den herrlichen Tag im Geiste Revue passieren zu lassen. Am Abend lauschen wir wieder dem Ranger Vortrag, diesmal geht's um die alte Goldgräberstadt Kantishna.
Fr. 20.08.2010 - 5. Tag: Denali National Park
Heute heißt es wieder früh aus der Matte, denn mit dem 8 Uhr Bus geht es wieder raus aus dem Park. Die 2. Nacht im Zelt und schon hat man sich an Kälte und Geräusche gewöhnt. Für einen kurzen Augenblick blinzelt der Mt. McKinley durch die Wolkendecke ehe es wieder zuzieht - was hatten wir gestern für Glück... Heute ist schon wieder Paul unser Busfahrer und wir sehen beim Rausfahren um einiges mehr an Landschaft und Wildlife als an unserem verregneten ersten Tag im Denali. Ein Fuchs der auf der Lauer liegt und uns somit leider nur seinen Hintern zeigt, einige Elche, eine Caribou-Herde, ein paar Braunbären, Dallschafe endlich nicht in unendlicher Entfernung und ein einsamer Wolf der direkt neben der Straße eine Rast eingelegt hat.
Um 14 Uhr 30 kommen wir wieder bei unserem Auto am Denali Visitor Center beim Parkausgang an. Da wir mit unserem Zimmer im Rainbow RV & Motel sehr zufrieden waren und heute gern ein wohliges Bett und eine Dusche hätten, steigen wir diese Nacht wieder dort ab, obwohl wir nachher feststellen, dass die Zimmer im nur wenige Meilen entfernten Healy bedeutend günstiger wären. Nach einem guten Footlong Buffalo Chicken Sandwich bei Subway und einem kleinen Souveniershopping fahren wir mit dem Auto nochmal in den Nationalpark, in der Hoffnung auf den für die Öffentlichkeit befahrbaren 15 Meilen vielleicht noch ein wenig Wildlife zu sehen. Und was haben wir für Glück, direkt neben der Straße weiden 2 riesige Elch Bullen und lassen sich von der Vielzahl an fotografierenden Touristen auch nicht abschrecken. Ein unbeschreiblicher Moment.
Als die Tiere dann doch durch etwas aufgeschreckt werden und davonsprinten, sieht man welche Kraft und Geschwindigkeit die Riesen der nordischen Wälder drauf haben. Wir fahren noch bis zum Ende der asphaltierten Straße und gehen beim Savage River den Loop Trail, eine wunderschöne relativ kurze Wanderung. Beim Wendepunkt an der kleinen Brücke könnte man mit ausreichend Zeit ewig entlang des Savage River weitergehen. Irgendwann würde man dann an den Stampede Trail gelangen, jenen Weg, den Christopher McCandless (Into the wild) ging. Der Fluß der ihm den Rückweg versperrte und somit letztlich zum Verhängnis wurde, hat uns Gloria (die Busfahrerin am 1. Denali Tag) erzählt, war der Teklanika River, ein Fluß, den man am Weg in den Park ebenfalls quert.
PKW Strecke: 43 Meilen (69 km)Sa. 21.08.2010 - 6. Tag: Denali Highway
Nach 3 beeindruckenden Tagen im Denali National Park gilt es heute eine längere Strecke durch ebenso faszinierende Natur zurückzulegen, heute bereisen wir den Denali Highway. Der Denali Highway war bis 1972 die einzige Straße in den gleichnamigen Nationalpark. Die rund 115 Meilen lange, kurvenreiche Schotterpiste führt zwischen der Alaska Range (im Norden) und den Chugach Mountains (im Süden) durch unverfälschte Alaska Landschaft. Hier beginnt die Wildnis direkt neben der Straße. Wer die Dirt Roads im Südwesten der USA kennt, kann hier auf der Piste Gas geben, die erlaubten 50 mph kann man mitunter durchaus fahren. Ursprünglich geplant war gestern Nachmittag bereits einen Teil der Strecke zurückzulegen und unterwegs einfach unser Zelt aufzubauen. Aber im Rückblick auf das gestern nachmittag Erlebte und die angenehme Nacht im Bett, war es die richtige Entscheidung erst heute morgen zu starten. Das Wetter sieht auch aus, als ob es aufreißen würde und so starten wir bereits kurz nach 7 Uhr von unserem Motel Richtung Südosten.
Bei der Alaska Range allerdings sind wieder mal die Wolken hängen geblieben und so ist der Ausblick wiedermal ein wenig grau. Doch in der Spiegelung am Joe Lake sehen auch die Wolken traumhaft schön aus.
Nach knapp 40 Meilen beginnt die Wolkendecke aufzureißen und es kommt immer mehr die Sonne durch, wodurch auch immer mehr von der Alaska Range mit ihren mächtigen Gletschern zum Vorschein kommt.
Fast genau in der Mitte zwischen Cantwell und Paxson liegt einsam in der Wildnis die Alpine Creek Lodge. Laut der Bibel des Nordens - the Milepost - gibt es hier immer gratis Kaffee für Besucher. Das wollen wir uns mal ansehen und legen eine kurze Rast ein. Wie alle in Alaska werden wir extremst freundlich begrüßt. Zum üblichen Smalltalk gibt's auch den gratis Kaffee, da wir aber nicht zum Schnorren hier sind und in der Küche gerade Ham & Eggs vor sich hinbruzzeln fragen wir, ob wir auch welche bestellen können, klaro. Nach gemütlichen 45 Minuten mit leckeren Kaffee und Ham & Eggs fragen wir was wir schuldig sind und bekommen als Antwort nur dass wir geben sollen was uns beliebt und es uns wert war - tja was nun, also lassen wir 15 $ hier und verewigen uns noch im Gästebuch bevor wir weiterfahren.Je weiter wir nach Osten kommen, desto schöner wird das Wetter und umso größer unsere Freude. Das Panorama ist soweit das Auge reicht einfach beeindruckend. Beim MacLaren River machen wir kurz Halt bei Crazy Dog Kennel's Hundeschlitten Ranch, aber außer einer Menge Hunden ist leider weit und breit niemand.
Auf den letzten, bereits asphaltierten Meilen des Denali Highway legt die Landschaft "noch einen drauf". Das Panorama der Alaska Range und ihren von der Sonne angeleuchteten Gletschern & Gipfel ist absolut traumhaft. Nicht schlecht schauen wir ,als dann auf einem der vielen Viewpoints plötzlich ein Campingbus mit deutschem Kennzeichen hält. Natürlich kommt man da schnell ins Gespräch und es handelt sich um ein deutsch-österreichisches Paar welche sich ein Jahr Auszeit genommen haben und in der Zeit Nord- & Südamerika bereisen wollen.
Nachdem wir Paxson erreicht haben geht es am Richardson Highway südwärts. Der Richardson Highway folgt in weiten Teilen der Trans-Alaska-Pipeline, welche von Valdez im Süden bis ans Eismeer bei Prudhoe Bay verläuft, und so hat man immer wieder gute Aussicht auf die Pipeline wie z.B. am Dick Lake Wir haben zwar die Gegend der Alaska Range verlassen, die Berge des Wrangell - St. Elias National Parks sind aber nicht minder beeindruckend, wie der Mount Drum mit dem Copper River im Vordergrund, weiter geht's zum Visitor Center des National Park.
Das Wrangell - St. Elias National Park Visitor Center liegt fast außerhalb des Parks am Richardson Highway. Als wir ankommen werden wir von den Rangern regelrecht "überfallen", denn wir sind die einzigen hier und in 5 Minuten fängt der Film über den National Park an und ob wir den nicht sehen wollen, aber dafür fehlt die Zeit und wir sehen uns erst mal um. Als wir wieder gefragt werden in wenigen Minuten beginnt der Ranger Vortrag über die erste Besteigung des Mt. Blackburn (den mit 4.996m höchsten Berg der Wrangell Mountains) durch eine Frau, na gut, wir denken den hören wir uns halt mal an, und wir sind wieder die einzigen, aber dementsprechend interessant ist es und aus dem Vortrag entwickelt sich eher ein interessantes Gespräch mit der Rangerin. Auf unsere Frage nach dem besten und sinnvollsten Platz zum Übernachten um morgen über die McCarthy Road in den Wrangell-St. Elias Nationalpark zu fahren wird uns der Kenny Lake Mercantile & RV Park empfohlen. Wir können uns nicht dem Eindruck verwehren, dass den Rangerinnen hier teilweise echt fad ist und sie sich über unseren Besuch gefreut haben und uns alles was geht zeigen wollen, denn am Weg zum Ausgang "beginnt in wenigen Minuten schon wieder der Film" :-) Nur ein paar Schritte vom Visitor Center entfernt hat man einen wunderschönen Blick auf den Copper River und den dahinter liegenden Mt. Drum, einer der unzähligen erloschenen Vulkane, lediglich Mt. Wrangell ist noch aktiv.
Der Zeltplatz @ Kenny Lake (15 $) ist recht fein und da das Wetter heute Abend echt herrlich schön ist wollen wir endlich ein Lagerfeuer machen und grillen. Der Kenny Lake Mercantile & RV Park ist zugleich Tankstelle, Diner und der einzige kleine Laden weit und breit, und es gibt leider nur ein paar tiefgefrorene Hühnerbrüste. Wir wickeln die Stücke in Alu Folie und versuchen unser Glück, leider liegen wir mit unserer Einschätzung, wie lange das tiefgefrorene Fleisch am offenen Feuer braucht weit daneben und so ist es komplett schwarz verkohlt und ungenießbar als wir es auspacken... Also heißt es doch wieder Campingkocher raus und unsere Trekking-Trockennahrung mit kochendem Wasser aufgießen...
PKW Strecke: 272 Meilen (438 km)So. 22.08.2010 - 7. Tag: Wrangell - St. Elias National Park, McCarthy, Kennicott
Nach einem gemütlichen und lecker-herrlichen Pancake Frühstück im Kenny Lake Diner starten wir gen Westen in den Wrangell-St. Elias National Park. Die Dimensionen des größten National Parks der USA sind unglaublich - so ist der Park um 20% größer als die gesamte Schweiz! Kurz vor Chitina hat man einen traumhaften Blick auf den Copper River mit dem 4.317 m hohen Mt. Wrangell im Hintergrund.
Mit einem schmalen Einschnitt im Fels am Ufer des Copper River beginnt in Chitina stilgemäß die 60 Meilen (97 km) lange "Abenteuerstraße" McCarthy Road. Diese ist eigentlich bei so gut wie allen Autovermietern versicherungstechnisch ausgeschlossen, aber wir haben von Anfang an fix vorgehabt in die, mittlerweile wieder zum Leben erwachte, Geisterstadt zu fahren und somit - was soll's, wird schon schiefgehen... Die Horrorgeschichten gehören längst der Vergangenheit an, eine Reifenpanne hat man aber natürlich trotzdem sehr leicht... Sowohl die Rangerin gestern im Visitor Center als auch heute morgen die Lady im Diner sagten, dass die McCarthy Road heuer in einem guten Zustand sei, wir aber auf Railroadnails achten sollen. Dazu sei erwähnt dass die McCarthy Road direkt auf der alten Kennecott - Cordova Eisenbahntrasse verläuft und durch den Schotter immer wieder alte Holzstücke zum Vorschein kommen da die Eisenbahntrasse einfach mit Schotter und Erde aufgefüllt und so zur Straße gemacht wurde... Die ersten 10 Meilen sind dann auch relativ schlecht und es geht kaum schneller als 10-20 mph aber ab dann wird es besser und man kann die erlaubten 35 mph fahren, allerdings allzeit zu einer starken Bremsung bereit wenn mal wieder ein paar heftige Schlaglöcher erscheinen...
Die meisten Teile der alten Eisenbahntrasse kommen auf den ersten 10 Meilen zum Vorschein, aber auch danach ist immer wieder einmal Vorsicht geboten. Die Kuskulana Bridge war früher einmal eine echte Herausforderung, da sie weder Leitplanke noch vollflächigen Holzbelag besaß, seit 1988 ist diese Challenge allerdings auch Geschichte. Beim Gilahina River kann man das alte Eisenbahn-Aquädukt bewundern. Durch den Fluß immer wieder angegriffen fehlt einigen Stehern unten bereits die Verankerung und die Brücke sieht ein wenig einsturzgefährdet aus, strahlt aber einfach auch einen gewissen Reiz aus. In Europa wäre sie großräumig abgesperrt, hier kann man unmittelbar darunter herumspazieren und sogar campieren...
Nach rund 3 Stunden kommen wir am Kennicott River an, hier ist Endstation für PKW's. Um nach McCarthy bzw. Kennicott zu kommen geht es nun nur mehr zu Fuß weiter. Wir parken unser Auto am nahe gelegenen Parkplatz, bezahlen die Parkgebühr im, vom US-Südwesten gewohnten, Self-Pay Kuvert (nicht vergessen den 2. Teil des Abschnittes sichtbar im Auto zu deponieren) ehe wir uns über die Fußgängerbrücke auf den ca. eine halbe Meile langen Weg nach McCarthy machen (um 5 $ gibt es auch einen Shuttlebus). Heute gönnen wir uns ein wenig Wild-West Luxus. Wir haben wir heute eine Übernachtung in der McCarthy Lodge reserviert, dem 1. Haus am Platz, inkl. Tasting Menue am Abend. Neil der Manager und Miteigentümer ist als einziger Bewohner McCarthy's 365 Tage im Jahr hier, lt. eigener Aussage liebt er die absolute Einsamkeit im Winter als Kontrast zum Sommer.
Nachdem wir eingecheckt haben, fahren wir aber die 4,5 Meilen mit dem Shuttlebus (Fahrzeit ca. 20 Minuten) in die alte Kupferminenstadt Kennicott. Leider müssen wir morgen früh schon wieder weiter nach Valdez, wo wir übermorgen eine Kajaktour zum Columbia Gletscher gebucht haben. So haben wir hier leider nur etwas mehr als einen halben Tag Zeit, was viel zu wenig ist. Es gibt hier einige interessante Hikes oder man macht eine geführte Tour auf den Root Glacier. Die tw. verfallene, tw. gut erhaltene, alte Kupfermine strahlt im mittlerweile herausgekommenen Sonnenlicht. Sie war einmal eine der ertragreichsten Kupferminen weltweit. Von hier führt auch ein Trail zum Root Glacier, dorthin wollen wir uns auch begeben, ehe wir an einer Führung durch die Kupfermine teilnehmen wollen.
Nicht ganz 2 Stunden haben wir Zeit bis die Führung startet. Da wir aber nach rund 45 Minuten noch nicht in der Nähe des Gletschers sind, beschließen wir uns zu trennen. Rolf macht die Führung, ich will zum Fuß des Gletscher, was noch knapp 15 Minuten dauert. Bereits am Weg hat man immer schöne Ausblicke auf den Root Glacier, aber wenn man am Fuße steht, ist es nochmal etwas anderes. Eigentlich etwas riskant ohne Steigeisen und nicht zu empfehlen, aber ich will unbedingt ein wenig auf den Gletscher und so suche ich mir einen Grat an dem ich mich nach oben orientiere und mit den Trekkingstöcken geht es auch halbwegs einfach nach oben.
Retour nach unten ist es schon etwas haariger, aber im Schneckentempo geht es auch. Wenn man dann die Guides mit Ihren Touren durch's große Zoomobjektiv beobachtet wie sie auf dem riesigen Gletscher verschwinden, ist die Lust so eine Tour zu unternehmen riesengroß. Leider reicht hierfür die Zeit nicht und so mache ich mich wieder auf den Rückweg. Alleine im Wald wird einem doch auch etwas mulmig wenn man es im Gebüsch irgendwo rascheln hört, denn schließlich sind wir im Bärenland und am Anfang des Trails warnt ein Bild eines Schwarzbären am Gletscher der aus einem Rucksack frisst vor den Gefahren...
McCarthy ist einfach faszinierend, traumhaft schön und unbeschreiblich zugleich. Man wird irgendwie zurückversetzt um rund hundert Jahre. Es ist hier wirklich wie wenn man in einer Geisterstadt ist, die aber gleichzeitig lebt und fortgeschritten ist. Aber es ist auch diese Unbeschwertheit und Freiheit die man hier in McCarthy noch mehr spürt als man sowieso schon in Alaska merkt. Da fährt am Abend der Papa mit dem Quad (ATV) entlang, vorne dazwischen und hinten drauf je ein Kind, im zweiten Quad dahinter folgt die Mama ebenfalls 2 Kinder drauf, ohne Helm oder sonstiger Sicherung, Hunde laufen im ganzen Ort frei herum und liegen auf der Straße usw. McCarthy ist zwar eigentlich autofrei, aber die Ortsansäßigen können über eine private Brücke über den Kennicott River und somit gibt es hier nicht nur ATV's sondern auch einige Autos, hauptsächlich Shuttlebusse und Touristendienstleister.
Wir überlegen noch kurz ob wir für morgen eine Flightseeing Tour über die Gletscherwelt buchen sollen, aber 30 Minuten (95,-$) sind uns zu kurz, und 201,- $ (90 Minuten) sind uns doch zu teuer.
Die McCarthy Lodge bzw. Ma Johnsons's Hotel wie es auch heißt würde eine gute Wild-West-Kulisse abgeben. Das Hotel hat meines Erachtens den Charme aus "der guten alten Zeit" bewahrt und ist als "luxuriöse" Abwechslung in der Wildnis absolut zu empfehlen, trotzdem oder gerade weil die Zimmertüren keine Schlösser haben, es keine Steckdosen im Zimmer gibt, Dusche & WC am Gang sind und das Ganze erst ab 169,-$ / Doppelzimmer zu haben ist. Zu unserer Übernachtung in Ma Johnsons's Hotel gehört heute Abend auch ein "Verkostungs-Menü" in der McCarthy Lodge. Denn eine weitere Attraktion hier am Ende der Welt sind die einzigartigen Gerichte die der Küchenchef Joshua Slaughter auf die Teller zaubert. Als wir um 19 Uhr mit Champagner und dem 1. Gang beginnen wissen wir noch nicht was uns erwartet. 4,5 Stunden, 20 (!) Gänge, unzählige Gläser Champagner, Rot- & Weisswein später, sind wir sowas von voll... Einfach unbeschreiblich gut was uns hier kredenzt wurde, u.a. Roter Wild-Copper-River Lachs, der teuerste Lachs den es gibt wie uns Gastronom Neil Darish erläutert, und der Beste den ich je gegessen habe. Um die 150,- $ kostet dieses Menü (ohne Getränke)... Und da man solche Kost auch noch verdauen muss, genehmigen wir uns noch einen Absacker-Whiskey nebenan im New Golden Saloon. PKW Strecke: 86 Meilen (138 km)